Andreas Walker
66 Teilnehmer zeigten ihr Können
An den Schweizermeisterschaften der Gebäudetechnik 2023 in St. Gallen kämpften 66 Kandidaten der Gebäudetechnikberufe um die begehrten Goldmedaillen, indem sie anspruchsvolle Aufgaben innert einer vorgegebenen Frist lösten.
An den Schweizermeisterschaften der Gebäudetechnik, die in diesem Jahr in St.Gallen ausgetragen wurden, nahmen 66 Teilnehmer die Gelegenheit wahr, sich zu messen und um die Goldmedaillen zu kämpfen. Allerdings verlief der Wettkampf in diesem Jahr anders als bisher, da die Lehre in den Handwerksberufen (Heizung, Sanitär und Spengler) von drei auf 4 Jahre verlängert wurde.
Die Dauer der Lehre in den Sparten Heizungsinstallateur, Sanitärinstallateur und Spengler betrug bisher 3 Jahre, ab Lehrbeginn Sommer 2020 sind es 4 Jahre. Dies führte dazu, dass im jetzigen Jahr die Lehrlinge zwar das 3. Lehrjahr abgeschlossen haben, die Lehre jedoch noch nicht beendet ist, da sie ab diesem Jahrgang nun ein Jahr länger dauert. Deshalb wurde für die Schweizermeisterschaften Gebäudetechnik dieses Jahr eine andere Form des Wettkampfs gewählt. Im Gegensatz zu vorherigen Jahren, als jeder Beruf einzeln eine Aufgabe gestellt bekam und geprüft wurde, fand der diesjährige Wettbewerb in 11 Teams in den drei handwerklichen Berufen Sanitärinstallateur, Heizungsinstallateur und Spengler statt. Im Dreier-Team erarbeiteten die jungen Berufsleute gemeinsam während zwei Arbeitstagen ein teilweise vorgegebenes Projekt mit viel kreativem Spielraum. Dabei waren nicht nur handwerkliche Fähigkeiten und eine strukturierte und genaue Arbeitsweise gefragt, sondern auch eine Portion Kreativität bei Planung und Ausführung. Schliesslich entstand pro Team jeweils eine einzigartige Bar, die an der Schlussfeier ersteigert werden konnte. Die Zeitvorgabe betrug 16 Stunden.
Neue Herausforderung im Team
Roger Nyffeler, Chef-Experte Sanitärinstallateur ist einer, der die Arbeiten genauestens beobachtet und schliesslich bei der Punktevergabe beurteilt. Mit der diesjährigen Teilnahme ergaben sich völlig neue Konstellationen. Er erklärt: «Eine besondere Herausforderung war, dass es ein Team-Wettbewerb ist. Somit mussten die Teilnehmer auch als Team funktionieren. Die Zusammenstellung der verschiedenen Teams erfolgte durch das Los. An einem Planertag lernten sich die Teilnehmer kennen. An diesem Tag mussten sie auch für die Aufgabe das Material bestellen. Zwei Wochen konnte das Team noch untereinander kommunizieren. Da die Leute z.T. weit weg voneinander wohnten, musste dies Online geschehen. Zudem gab es teilweise verschiedensprachige Teams (z.B. deutsch und französisch). Auch dies war eine besondere Herausforderung».
Für den Sanitär bestand die Aufgabe darin, eine kleine Anlage mit Warmwasser und Kaltwasser in die Bar einzubauen, die funktionstüchtig ist und sofort mit einer Wasserleitung und einer Ablaufleitung in Betrieb genommen werden kann. Roger Nyffeler zeigt anhand der bisher erstellten Bars die verschiedenen Lösungsansätze und resümiert: «Hier ist das Waschbecken nicht optimal positioniert. Es ist zu weit rechts, sodass man beim Hantieren mit den Ellbogen an die Wand gerät. Beim Zu- und Ablauf sind ebenfalls jeweils verschiedene Konstruktionen vorhanden. «Hier ist der Ablauf links, der Zulauf rechts, zudem sind beide Leitungen eher zu hoch angebracht. Ideal wäre beide Leitungen an der gleichen Seite und noch ein wenig tiefer montiert. All diese Details spielen schliesslich eine Rolle bei der Punkte-Vergabe.»
Eine Zusatzaufgabe bestand darin, jeweils ein Wasserspiel einzubauen. Diese Aufgaben wurden sehr verschieden gelöst. Ein Team löste die Aufgabe mit einem Wasserspiel an der Front der Bar mit einer zusätzlichen Beleuchtung einer Lämpchen-Kette. Bei einem anderen Team lief das Wasserspiel über das Dach und wurde ebenfalls beleuchtet. Der Heizungsmonteur musste eine tragfähige Dachkonstruktion erstellen, ebenso eine Fussstütze unten an der Front der Bar, die aus Rohren angefertigt wurden. Der Spengler war schliesslich für die Blechverkleidungen, und die Verkleidung des Daches zuständig. Zudem mussten bei jeder Bar Kleiderhaken für 5 Personen angebracht werden.
Die Lüftungsanlagenbauer im Wettkampf
Die Lüftungsanlagenbauer und Gebäudetechnikplaner nahmen wie bisher als einzelne Berufsgattung am Wettbewerb teil. Im Zentrum der Konstruktion, welche die Lüftungsanlagenbauer erstellten, stand ein Luftaufbereitungsgerät – jenes Bauteil, in welchem Luft je nach Bedürfnis gefiltert, erwärmt, gekühlt, befeuchtet oder entfeuchtet und durch den Ventilator gefördert wird. Es wurden verschiedene Lüftungskanäle und Rohre an die Saugseite und die Druckseite angeschlossen. Die Teilnehmer montierten die Formstücke, schnitten Lüftungsrohre zu und verbanden sie miteinander. Ausserdem montierten sie Regelgeräte sowie Kontrolldeckel für Reinigung und Messinstrumente.
Bewertet wurden unter anderem die Genauigkeit der Masse und die Verarbeitung des Blechs. Ausserdem achteten die Experten darauf, ob bei der Konstruktion irgendwo Luft ausströmt, wo dies nicht vorgesehen ist, und ob im Betrieb der Anlage keine Vibrationen auftreten. Die Zeitvorgabe betrug 16 Stunden.
Rosario Salanitri, Chef-Experte Lüftung erklärt: «Besonders anspruchsvoll sind die verschiedenen Lagen der Leitungen hinter bei dem Lüftungsgerät. Da muss man sehr genau hinschauen, um die Pläne richtig zu lesen. Sehr wichtig ist, dass die Masse jeweils ganz genau stimmen. Es darf keine Metallberührungen geben, damit keine Geräusche übertragen werden.»
Die Gebäudetechnikplaner im Wettkampf
Die Gebäudetechnikplaner sahen sich mit folgender Ausgangslage konfrontiert: Eine private Bauherrschaft hat den Neubau eines Geschäftshauses in Auftrag gegeben und legt grossen Wert darauf, dass die Anlage einwandfrei funktioniert und den Anforderungen an eine erstklassige und gleichzeitig wirtschaftliche und praxisnahe Ausführung entspricht. Ebenso wünscht sie sich eine nachhaltige Bauweise. So dürfen für die Wärmeerzeugung keine fossilen Brennstoffe verwendet werden.
Je nach Fachrichtung zeichneten und berechneten die Gebäudetechnikplaner die sanitären, die lüftungs- oder die heiztechnischen Anlagen. Dafür mussten Grundrisse, Schnitte und Schemata gezeichnet, technische Berechnungen durchgeführt, sowie Komponenten richtig ausgelegt werden – zum Beispiel die Wärmeerzeuger und Energiespeicher, sowie sicherheitstechnische Einrichtungen im Bereich Heizung oder das Luftaufbereitungsgerät im Bereich Lüftung.
Im Bereich Sanitär waren es die Ver- und Entsorgungsleitungen sowie die Warmwasseraufbereitung durch eine thermische Solaranlage. Die Zeitvorgabe in den Fachrichtungen Heizung, Lüftung und Sanitär betrug jeweils 16 Stunden.
Nächstes Jahr werden die Schweizermeisterschaften der Gebäudetechnik wieder im gewohnten Rahmen durchgeführt. Dabei ergibt sich die einmalige Gelegenheit, dass Lehrlinge, die dieses Jahr teilgenommen haben, sich auch für das nächste Jahr noch einmal für eine Teilnahme anmelden können.
Der vollständige Beitrag ist in p+i 07/23 erschienen